Haushaltsrede 2019
der Fraktion der
Freien Bürgervereinigung Gernsbach
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen Gemeinderäte, meine sehr verehrten Damen und
Herren,
wir beraten und beschließen heute
den ersten eingebrachten Haushalt der Stadt Gernsbach nach dem Neuen Kommunalen
Haushaltsrecht.
Sowohl für die Verwaltung als
auch für den GR war und ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe, sowie ein
Paradigmenwechsel in der Haushaltsführung und der Zusammenarbeit zwischen
Gemeinderat und Verwaltung. Das NKHR als neue Buchführungsmethode zu
kennzeichnen, ist zu kurz gesprungen. Vielmehr soll und muss es dem GR und der
Verwaltung als strategisches Steuerungselement dienen. Das Verwaltungshandeln
und der Ressourceneinsatz sollen sich künftig ausschließlich an den kommunalen
Zielen, sowie am Ergebnis der zu erbringenden Leistungen orientieren. Die
Grundlagen dafür sind noch nicht umfänglich vorhanden, sind jedoch in Arbeit
und werden erst mit der Erfassung und Bewertung des Anlagevermögens, der
Erstellung der Bilanz und der Erstellung von steuerungsrelevanten Kennzahlen
verfügbar.
Im Gegensatz zur kameralen
Haushaltsführung müssen ab sofort nicht nur die Ausgaben erwirtschaftet werden,
sondern zusätzlich auch die Abschreibungen auf das vorhandene Vermögen, sowie
die Rückstellungen für zukünftige unausweichliche Ausgaben zB.
Pensionsrückstellungen. Damit wird sichergestellt, dass die Kommune nicht von
ihrer Substanz zehrt und nachfolgenden Generationen Schulden ohne Gegenwert
hinterlässt.
Das NKHR bewirkt eine bessere Zielorientierung: Der GR kann mehr Einfluss auf die Ergebnisse des
Haushaltes nehmen. Die Ergebnisse, sprich die Finanzlage und der
Ressourcenverbrauch werden transparenter und besser steuerbar.
Der Aufwand einzelner Produkte
lässt sich besser bewerten und mit anderen Kommunen vergleichen. Es ergeben
sich Kennzahlen, die verglichen werden können, von Jahr zu Jahr, und zwischen
den Kommunen.
Mehr Generationengerechtigkeit: Im NKHR wird ersichtlich, ob die Kommune von ihrer
Substanz zehrt oder nachhaltig neue Werte schafft. Die Aufmerksamkeit richtet
sich mehr auf den Aspekt der intergenerativen Gerechtigkeit. Jede Generation
hat den verursachten Ressourcenverbrauch selbst zu tragen. Diesem Aspekt wird
entsprochen, wenn der Haushaltsausgleich in jedem Jahr erreicht wird, das heißt
der Ressourcenverbrauch durch einen entsprechenden Ressourcenzuwachs gedeckt
ist.
Wenn man das NKHR nur als neues
Buchungssystem betrachtet, dann ist ein Mehrwert nicht erzielbar. Der weitaus
bedeutendere Teil des Systemwechsels besteht in der Veränderung der
Steuerungsprozesse. Mit dem neuen Steuerungsmodell wird nicht mehr hierarchisch
überwacht, sondern Verantwortung delegiert. Dies ist eine fundamentale
Voraussetzung, dass die öffentliche Hand die steigenden Anforderungen an die
Erfüllung öffentlicher Aufgaben überhaupt erfüllen kann.
Es bedarf hierzu einer
strategischen Steuerung. Die Freien Bürger hatten 2008 den Leitbildprozess auf
den Weg gebracht. Der Prozess damals war unter anfänglich großer
Bürgerbeteiligung gut und produktiv. Es ist aus Sicht der Freien Bürger jedoch
nie gelungen, aus dem Leitbild strategische Ziele abzuleiten und diese in den
Haushalt zu implementieren. Wir sehen jetzt die Chance und die Notwendigkeit,
den Leitbildprozess dahingehend wieder aufzunehmen und in das NKHR zu
integrieren. Das Handwerkszeug dazu haben wir. Wir haben hierzu bewusst keinen
Antrag formuliert, da sich das Vorgehen in Zusammenarbeit des neuen
Gemeinderats mit Verwaltung und Bürgermeister in einem laufenden Prozess
einvernehmlich entwickeln soll. Lasst
uns diesen Gernsbacher Weg gemeinsam entwickeln.
Kommen wir zu den Rahmenbedingungen des Haushaltes:
Die Konjunkturprognose 2019/20 ist
verhalten optimistisch, auch 2019 befindet sich die Wirtschaft mit einem plus
von 1,0 % auf Wachstumskurs, wenn auch im Vergleich zu den Vorjahren etwas
verhaltener. Die Risiken aus einem chaotischen Brexit und einem eskalierenden
Handelskonflikt EU/ USA und China/ USA sind noch nicht abzusehen. Erfreulicher
ist die Entwicklung bei den Erwerbstätigen. Hier erwartet der
Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung nach dem Allzeithoch von 44,8 Mio
Erwerbstätigen in 2018 für 2019 einen weiteren Anstieg der Beschäftigtenzahl
auf 45,2 Mio.
Wie sieht die haushaltswirtschaftliche Situation der
Stadt Gernsbach aus:
Immer mehr Aufgaben werden ohne
adäquate finanzielle Ausstattung auf die Kommunen verlagert. Teile der
Daseinsvorsorge wie die Breitbandversorgung werden durch den Markt nicht in der
notwendigen Qualität angeboten. Zusätzliche Aufgaben wie die Integration der
Asylbewerber benötigen Verwaltungsaufwand, zunehmender Bedarf an
Betreuungsangeboten muss befriedigt werden, zusätzliche gesetzliche Vorgaben
erschweren die Verwaltungsverfahren. Alles
Aufgaben, die Personalaufwand benötigen, der jedoch nur eingeschränkt
finanzierbar ist.
Wir erwarten für unsere Stadt mittelfristig
eine Zunahme der Bevölkerung durch Zuzüge. Zu nennen sind hier insbesondere die
Baugebiete in Scheuern an der Friedrichstraße, Gartenäcker, Im Wörthgarten,
Baugebiet Eben II. Aus einer Zunahme der Bevölkerungszahl resultieren höhere
Zuweisungen, die wir dringend benötigen. Ziel muss weiterhin sein,
Planverfahren schneller zu realisieren und weitere Nachverdichtung im Bestand
voranzutreiben. Die Nachfrage nach Baugrund ist da, wir müssen nur das Angebot
schaffen.
Trotz großer Anstrengungen der
vergangenen Jahrzehnte, die städtischen Einrichtungen auf den Stand zu bringen,
gibt es immer noch zahlreiche Gebäude und Einrichtungen mit Sanierungsstau. Hier
sind wir im Vergleich mit anderen Gemeinden in guter Gesellschaft. Es muss
trotzdem unser Ansporn sein, hier weiterzukommen. Die aktuell günstige
Zinssituation unterstützt uns hierbei.
Trotz einer schwierigen
weltwirtschaftlichen Situation erwarten wir für die Gernsbacher Industrie- und
Gewerbebetriebe eine zufriedenstellende Entwicklung. Somit wird die
Gewerbesteuer wohl vorläufig nicht mehr den Höchststand von 2015 erreichen,
aber weiterhin relativ stabil Erträge abliefern.
Wir stehen im Wettbewerb mit
anderen Kommunen. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, Gernsbach als lebenswerte und familienfreundliche Stadt auszubauen.
Daher stehen auch die für dieses Ziel notwendigen Personalstellen im Bereich
Bildung und Erziehung immer in der ersten Priorität.
Die Frage stellt sich: „Wie meistern wir die Herausforderungen der
Zukunft?“ Digitalisierung,
Globalisierung und demographischer Wandel- diese drei Megatrends beeinflussen
unseren Alltag, unser wirtschaftliches, politisches und kulturelles Leben. Stabilitätsorientierte Haushaltspolitik
muss weiterhin unser Ziel sein, es darf uns aber nicht dazu verleiten, unsere
Zukunftsaufgaben zu vernachlässigen. Investitionen in die
Bildungseinrichtungen, in den Ausbau der Kommunikationsnetze, in unsere
städtische Infrastruktur sind Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer
Stadt und machen Gernsbach attraktiv für Neubürger und Investoren. Wir haben
seit 2001 bis auf das Krisenjahr 2009 durch regelmäßige Tilgung Schulden im
Kernhaushalt abgebaut und trotzdem saniert und investiert. Der Schuldenstand
hat sich im Kernhaushalt bis Ende 2018 auf 1,8 Mio. € reduziert. Diese Tatsache
versetzt uns in die Lage bei aktuell günstigen Kreditzinsen, Schulden
aufzunehmen.
Ohne Kreditaufnahme werden wir es nicht schaffen, unsere
Infrastruktur insbesondere im Bereich Bildung und Erziehung auf den notwendigen
Standard zu bringen. Jede andere Aussage verkennt die Fakten.
Jeder Kleingärtner weiß, dass man nur
ernten kann, wenn man auch sät.
Kommen wir zur Bewertung der Zahlen:
In 2018 ergab sich durch ein
niedrigeres Ergebnis insbesondere bei der Gewerbesteuer eine geringere
Zuführung an den Vermögenshaushalt in Höhe von 2,8 Mio €. Dies bestätigt die
Tendenz, dass es immer schwieriger wird Erträge zur Deckung von Investitionen
zu erwirtschaften.
Der Vollzug des
Vermögenshaushaltes beschreibt die Schwierigkeit, Investitionen in ihrem
zeitlichen Ablauf zu kalkulieren und den Aufwand haushalterisch abzubilden.
Bezogen auf den Bauaufwand standen als Haushaltsrest 1,9 Mio € aus 2017 zur
Verfügung, dazu kommen noch veranschlagte 4,2 Mio € . Es ergibt sich somit eine
Summe von 6,1 Mio. Vollzogen wurden lediglich Maßnahmen für 2,5 Mio. €. Also
gerade mal 40% der Mittel wurden verauslagt. Wenn man diesen Trend so
fortschreibt, dann müsste man sich, ketzerisch behauptet, um die Deckung des
Haushaltes in den kommenden Jahren keine Sorge machen. Aber das kann nicht
unser Anspruch sein. Hier müssen wir, muss die Verwaltung besser werden. Die finanzielle Planung muss sich an der
finanziellen und personellen Realisierbarkeit von Projekten orientieren.
Der Gemeinderat muss die Prioritäten festlegen und diese dann auch in allen
Konsequenzen vertreten.
Was bringt uns das Jahr 2019:
Was nicht jeder Kommune gelingt:
Der erste doppische Ergebnishaushalt mit einem Volumen der ordentlichen Erträge
von 35,8 Mio € weist ein positives
Ergebnis von 817 Tsd. € aus. Dies wird erreicht durch einen
Zahlungsmittelüberschuss aus reiner Verwaltungstätigkeit in Höhe von fast 3
Mio. €.
Die Schwerpunkte der Investitionen liegen in den
Bereichen Bildung und Erziehung:
Das aktuell wichtigste Objekt ist
der Erweiterungsbau am Kindergarten Fliegenpilz für 4 Ganztagesgruppen mit 1
Mio € in diesem Jahr und einem Gesamtvolumen von 4,4 Mio €. Mit diesem Projekt
und der Einrichtung des Waldkindergartens hoffen wir, den aktuellen Bedarf an KiTa-Plätzen
zu decken.
Das nächste Großprojekt, das in
den Startlöchern steht, ist die energetische Sanierung der Realschule mit
Sanierung der Fachräume mit einem Volumen von 4,8 Mio. €. Wir erwarten hier eine intensive Einbindung des Gemeinderats in Form
einer Arbeitsgruppe. In diesem Zusammenhang sehen wir auch die energetische
Sanierung der Von-Drais-Grundschule. Hier gibt es auch bauliche Zustände, die
der Stadt nicht gut zu Gesicht stehen. Es wird eine wichtige Aufgabe dieser
Arbeitsgruppe sein, die Dringlichkeit dieser beiden Maßnahmen im Kontext der
finanziellen Möglichkeiten abzustimmen.
Für den Waldkindergarten sind 275
Tsd. € zur Sanierung des ehemaligen Naturfreundehauses Am Wingolfbrunnen
eingestellt. Eine Investition, die gut angelegt ist. Für die energetische
Sanierung der Kindertagesstätte Rockertstrolche in Hilpertsau sind weiterhin
300 Tsd. € eingestellt. Auch hier ist die Maßnahme überfällig. Damit ist diese
Einrichtung baulich auf dem aktuellen Stand. Lediglich der Außenbereich kommt
aufgrund der großen Auslastung an seine Grenzen. Eine räumliche Erweiterung
muss angestrebt werden.
Es geht weiter mit der Sanierung
der Fachräume am Albert-Schweitzer-Gymnasium mit 540 Tsd. € ebenfalls eine
Maßnahme, die dringend geboten ist, sowie der Netzwerkausbau Medienentwicklung
für unsere Grundschulen in Scheuern, Staufenberg und Hilpertsau mit insgesamt
150 Tsd. €.
Bereits 2017 hatten die Freien
Bürger beantragt Planungsmittel für die Sanierung der Heizungsanlage der
Staufenberghalle einzustellen. 2018 waren bereits Mittel eingestellt. Wir
erwarten jetzt eine zügige Umsetzung in 2019.
Bezüglich der Freibäder gab und
gibt es eine klare Position der Freien Bürger. Nachdem die Sanierung der Bäder in Reichental und Obertsrot erfolgt
ist, soll nun auch die Sanierung des Bades in Lautenbach erfolgen. Die
Bäder sind wichtige Einrichtungen in den Teilorten, die zur Lebensqualität
beitragen. Gerade in den benannten Orten wurden in der Vergangenheit
Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen geschlossen.
Die wichtigste städtebauliche
Entwicklung in unserer Stadt vollzieht sich im Wörthgarten (ehemals
Pfleider-Areal). Die Weichen sind gestellt, dass es nach Jahrzehnten mit einer
Industriebrache jetzt hier zu einer Entwicklung kommt, die für die Stadt eine
positive Wirkung gestalten wird. Der Anteil der Stadt an den
Infrastrukturmaßnahmen Verkehrsführung (Kreisel) sowie die Fußgängerbrücke über
die Murg belaufen sich im Saldo bis zum Jahr 2021 auf 765 Tsd. €. Gut
angelegtes Geld.
Dazu kämen noch eine VE für 2020
für den optionalen Ankauf einer Grundstücksfläche für das Rathaus auf dem
Wörthgarten. Hier gibt es noch keine abschließende Position der Freien Bürger.
Die klare Haltung unserer Fraktion ist eine ergebnisoffene Untersuchung der
wirtschaftlichen Ergebnisse der Planungen Rathaussanierung im Bestand oder
Neubau im Wörthgarten. Erst wenn hier belastbare Zahlen vorliegen, ist eine
Entscheidung möglich.
Als größeres Straßenbauprojekt
ist die Böhmstraße mit knapp 400Tsd. € für dieses Jahr geplant.
Wir sehen als realistisch an, diese
geplanten Maßnahmen in diesem Jahr umzusetzen.
Für die mittelfristige Finanzplanung steht aus Sicht der
Freien Bürger die Realisierbarkeit der zahlreichen Projekte in Frage.
Mit einem Gesamtvolumen der
Investitionstätigkeit von 30,7 Mio. €, davon 24,9 Mio € für Baumaßnahmen ist
hier ein Rekordvolumen eingestellt. Es
bestehen aus unserer Sicht berechtigte Zweifel, ob dies personell und finanziell
im Zeitraum bis 2022 umsetzbar ist. Dies umso mehr, da sich die liquiden
Mittel (aktuell bei 6,7 Mio. €) aufgrund von Entnahmen sich bis 2021 auf den
Mindestbestand von 645 Tsd. € reduzieren.
Ab 2020 ist zur Finanzierung der
investiven Maßnahmen eine Kreditaufnahme notwendig, die sich bis 2022 auf 4,4
Mio. € erhöht. Durch Investitionen in Baumaßnahmen in Höhe von 24,9 Mio € bis
2022 erhöhen sich die Abschreibungen um 400 Tsd. Euro. Dieser Betrag muss aus
dem Haushalt erwirtschaftet werden. Bereits 2019 sind Abschreibungen abzüglich
der Auflösung von Zuweisungen in Höhe von 2,2 Mio. € ausgewiesen, diese erhöhen
sich bis 2022 auf 2,55 Mio €. Diese Aufwendungen müssen verglichen mit der
kameralen Haushaltsführung zusätzlich erwirtschaftet werden und erschweren den
Haushaltsausgleich, der 2022 mit einem negativen Ergebnis von 1 Mio. €
abschließen soll. Sollte diese Tatsache
sich fortsetzen, wäre unser Haushalt dauerhaft nicht genehmigungsfähig.
Wir denken für die Einschätzung
der Situation durch den Gemeinderat war es notwendig seitens des Kämmerers die
Haushaltslage unbeschönigt darzustellen. Es muss dem Gemeinderat klar werden,
dass diese Entwicklung so nicht weiterlaufen kann, wenn wir weiterhin Herr
unserer Finanzen sein wollen.
Was gilt es zu tun:
Langfristig:
Klares Bekenntnis des Gemeinderats zur Leitmaxime intergeneratives
Wirtschaften, sprich: Wir wollen den
nachfolgenden Generationen keine Schulden in Form von Sanierungsstau und
Kreditverpflichtungen hinterlassen, die die Gestaltungsmöglichkeiten nachhaltig
einschränken.
mittelfristig:
dauerhafter Haushaltsausgleich im mittelfristigen Planungszeitraum, das heißt
keine mittelfristige Finanzplanung, die ein negatives Ergebnis ausweist. Damit
werden die Planungen realistischer, da man sich an den Prioritäten orientieren
muss.
Kurzfristig:
Investitionsplanung an der Realität ausrichten
Weitere Strategien:
Die größten Potentiale liegen
logischerweise auch bei den größten Positionen. Bei jedem Projekt ist zu
überlegen, ob es günstigere Alternativen gibt. Funktions- und Flächenprogramm bei
Baumaßnahmen sind am Bedarf zu orientieren, die laufenden Kosten sind in die
Investitionsentscheidung einzubeziehen.
Bekanntermaßen bauen private
Bauherren meistens günstiger als die öffentliche Hand. Es ist aus unserer Sicht
auch vorstellbar, Bauvorhaben durch Dritte erstellen zu lassen und diese
anzumieten. Das Thema Förderung darf hier natürlich nicht außer Acht gelassen
werden.
Beim Thema Personal sehen wir
geringe Chancen, Kosten zu reduzieren. Es muss uns bewusst sein, dass
zusätzliche Betreuungsangebote auch zusätzlichen Personalbedarf benötigen. Auch
in der Kernverwaltung sehen wir keine Möglichkeit der Einsparung. Im Rahmen der
Anträge der Fraktionen wurden zwei Stellen (Wirtschaftsförderung, 1 Stelle im
Hauptamt) bewilligt. Weitere Spielräume
für neue Personalstellen sehen wir nicht. Zusätzliche neue Aufgaben müssen
durch Effizienzsteigerung der Verwaltungsprozesse oder durch Verzicht auf
freiwillige Leistungen bzw. Aufgaben kompensiert werden.
Die Freien Bürger haben einen
Vergleich gemacht bezogen auf das Jahr 2016 und die Personalausgaben bezogen
auf die Ausgaben des Verwaltungshaushaltes berechnet. Im Ergebnis liegt die
Stadt Gernsbach mit 26% im oberen Drittel vergleichbar mit den reicheren
Kommunen Gaggenau, Bühl und Rheinstetten. Das heißt rechnerisch gehören wir zu
den Kommunen mit einer vergleichsweise guten Personalausstattung.
Wo wir Potentiale sehen, ist im
Bereich des Gebäudemanagements.
Dieses umfasst alle technischen, infrastrukturellen und finanziellen Aspekte,
alle gebäudebezogenen Leistungen wie Hochbau-, Hausmeister- und
Reinigungsdienste, sowie die Gebäudebewirtschaftung. Bislang wurde die
vorbeugende Instandhaltung sehr zurückhaltend durchgeführt, was zu einem
Instandhaltungsstau führte, der nur durch hohen Ressourcenaufwand beseitigt
werden kann. Die langen Lebenszyklen von Immobilien erfordern
Wirtschaftlichkeitsanalysen über das aktuelle Haushaltsjahr hinaus. Es gilt,
alle Informationen und Steuerungsentscheidungen im Lebenszyklus eines Gebäudes
zu bündeln. Nicht allein die Frage, ob und wie eine Baumaßnahme finanzierbar
ist, ist entscheidend, sondern vielmehr, ob die zwangsläufig folgenden
Instandhaltungs-und Bewirtschaftungsmittel, sowie die Abschreibungen
aufgebracht werden können.
Das größte Potential für eine
erfolgreiche Haushaltswirtschaft liegt in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit
von Gemeinderat, Bürgermeister und Stadtverwaltung. Man kann anderer Meinung
sein, man muss aber dann irgendwann die Mehrheiten akzeptieren. Eine politische
Auseinandersetzung muss auf der Sachebene ablaufen, der Streit um die besten
Argumente, der Wettbewerb der Ideen ist der Kern jeder demokratischen
Meinungsbildung. Politik mit allen Mitteln hat auf der Ebene der Kommune nichts
zu suchen. Dies bindet Kraft und Aufwand in der Verwaltung und im Gemeinderat,
die wir für produktive Themen benötigen.
Die Stadtwerke sowie der
Eigenbetrieb Wasserversorgung treten aufgrund der großen Projekte im
Kernhaushalt etwas in den Hintergrund. Erst wenn Maßnahmen anstehen, die sich
auf die Wasser- und Abwassergebühren auswirken, wird das Thema präsent. Bei den
Stadtwerken kommt es durch investive Maßnahmen (insbesondere Erwerb eines
Betriebsgebäudes) zu einer Kreditaufnahme von 2,7 Mio. €, was die Verschuldung
auf 8,5 Mio. € erhöht. Für den Bau von drei Regenüberlaufbecken in Obertsrot,
Lautenbach und Reichental ist im Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung eine
Nettoneuverschuldung von 11,6 Mio. € bis 2021 vorgesehen. Die Stadt ist
verpflichtet, diese Maßnahmen umzusetzen. Die Freien Bürger stimmen den beiden
Einzelhaushalten zu. Wir möchten jedoch anregen, mit dem neuen Gemeinderat eine
Besichtigung der wichtigsten Einrichtungen bezogen auf geplante Maßnahmen
durchzuführen.
Zum Schluss darf ich mich im
Namen der Freien Bürger beim Kämmerer Herrn Lang und seinen Mitarbeitern für
die Aufstellung des Haushaltes und die erbrachte Mehrarbeit durch die
Einführung des NKHR bedanken. Meine Fraktion hat sehr viel Vertrauen in ihre
Arbeit.
Die Freien Bürger werden dem vorgelegten
Haushaltsentwurf mit den bereits beschlossenen Änderungen zustimmen.
Vielen Dank.
Uwe Meyer